Steffen Reichardt

Firmeninhaber
CTD-Werbedruck

Ing. für Elektrotechnik

Bj: 1963

Nach ersten Versuchen mit Visitenkarten, welche fast immer aussortiert werden mussten, wurden auch mal größere Projekte gedruckt, wie 30.000 Antwortpostkarten auf 150g Karton in 1/1-farbig oder größere Mengen 2-farbige Händlerpreislisten für den ortsansässigen Computerproduzenten. Die Maschine druckte für derzeitige Verhältnisse ganz gut, wenn man nicht gerade wieder mal eine umfangreichere Reparatur hatte, wie hier zu sehen ist.

Firmengeschichte 

Sommer 1992

Aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation wurde eine Idee geboren:

Nach 20-jähriger erfolgreicher Beschäftigung mit Elektronik und umfangreichen Kenntnissen in der Installation von Netzwerken (z.B. Gewandhaus zu Leipzig) sollte doch eine entsprechende Arbeit zu finden sein? Büroartikelverkäufer hätte geklappt, …na ja. Also etwas anders suchen. 

Selbständigkeit? Eine Netzwerkfirma sollte es sein. Pläne wurden gemacht, Kostenaufstellungen zu Papier gebracht. Aber es kam alles anders!

Ich wurde nicht Selbständiger, sondern angestellter Programmierer in einer kleinen Softwarefirma aus der Nähe von Münster. Nach einem halben Jahr wurde mir und anderen klar, dass das für mich wohl nicht das Richtige ist. Dann hatte ich erstmal neue Zeit zum Nachdenken.

Immerhin haben wir auf dieser Maschine bis zum November 1994 für ca. 180.000 DM gedruckt. Eine Druckmaschine aus dem Hause Rotaprint wurde angeschafft. Damit konnte endlich auch A3 produziert werden. Für einen 4/4-farbigen Prospekt mussten die Bögen achtmal durch die Maschine – das war bei einer Auflage von nur 1.000 Stück eine Tagesaufgabe. 

Trotzdem konnte man in dieser Zeit damit Geld verdienen. Ein Prospekt war noch etwas Besonderes und das Internet sorgte noch nicht für solch einen Preisverfall wie heute. Diese Rotaprint-Maschine hatte zwar eine wesentlich bessere Farbwiedergabe, aber dafür einen schlechten Papierlauf. Sie wurde, nachdem der Rotaprintchef persönlich zum Andruck kam und nach einer dreiviertel Stunde schwitzend aufgab, durch ein verbessertes Modell ausgetauscht. Diese verrichtet noch heute ihren Dienst – zum Beispiel als Perforiermaschine.

4-Farbdruck war immer mehr im Kommen – etwas größeres, komfortableres musste her. Ryobi, ein japanischer Druckmaschinenhersteller, bot neben einer fairen Lösung für die Anzahlung ein gutes Preis-Leistungsverhältnis für Offset-2-Farb-Maschinen.

Da kam mir der Zufall zu Hilfe – eine Zeitungsanzeige.

Aus der grafischen Branche war ich zwar nicht, aber man könnte ja mal einen neuen tollen Grafik-Computer anstelle des alten „Amiga 500“ haben – das wäre doch eine super Sache. Also habe ich angerufen und prompt einen Termin bekommen, der auf dem Balkon meiner Plattenbauwohnung stattfand. Dann ging alles schnell – Gegentermin in Heilbronn, Schnellkurs in Sachen Buchhaltung und Druckerei (zusammen ein Tag), Zertifikate (das war wichtig für die Bank) – fertig. Weiterhin wurden im August auf dem ehemaligen Robotron-Gelände in Sömmerda, im so genannten Flachbau, erste Räume angemietet.

Es ging los

Angedacht war das Ganze als Franchisekette, was ich jedoch vorher nicht wusste.  Das sollte dann 900 DM plus 14 Prozent Mehrwertsteuer pro Monat kosten. Doch dazu kam es nicht. Weder die Finanzierung klappte, noch waren die versprochenen Startaufträge da.  Also habe ich in letzter Minute nicht unterschrieben und allein mit meinem Bruder begonnen.

Jetzt konnten wir endlich richtig anfangen,… als CTD-Werbeagentur (was vorher CDT war – wie heute noch viele sagen, weil es sich besser ausspricht). Die Buchstaben stehen für die sinnreiche Verbindung von Computer und Technik mit dem Druckgewerbe. 

Und wieder einmal eine Kostenaufstellung der geplanten Investitionen. Mit 20.000 DM Kontokorrent der Dresdner Bank (einen Kredit gab es nicht) wurde dann das erste Büro eingerichtet. Apple II Si, mit Schwarzweiß Portraitmonitor, Syquest Wechselplattenlaufwerk mit 20 Megabyte, einem Folienplotter, 300 DPI Laserdrucker und den alten Schreibtischen von Robotron. Dank eines netten Computerhändlers aus Stuttgart wurde die geliehene Computeranlage im damaligen Wert von 21.000 DM mit 13.500 DM bezahlt. Der Rest klappte dann auch irgendwie.

Mittlerweile waren wir auch in neue, größere Räume „umgezogen worden“. Das Landratsamt Sömmerda brauchte unsere kühlen und ebenerdigen Räume, um sie dann zum Sömmerdaer Zentralarchiv umzubauen. Leider war das neue Domizil im zweiten Obergeschoss. Ab jetzt mussten alle schweren Materialien mit dem Fahrstuhl transportiert werden. Der Drucksaal besaß eine Fläche von 60 qm. Durch die großen Fenster hatten wir genügend natürliches Licht und ab sofort im Sommer immer genügend Wärme.

1996

Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf fünf. 

Nach Anschaffung einer größeren Perfekta Schneidemaschine ging es mit der Serienproduktion großer Auflagen von Nutzendruckvisitenkarten los. Gedruckt wurden diese noch mit der 2-Farbmaschine von Ryobi. Farbstabilität und Wiederholgenauigkeit ließen bei diesem Verfahren noch zu wünschen übrig.

Da der Betreiber des Robotron-Gewerbeparks offensichtlich nichts in Wärmedämmung investiert hatte, erhielten wir im Dezember eine Heizkostenrechnung über 1.600 DM. Diese war nur für den vorherigen Monat, und das bei 165 qm.

Ist da nicht gerade eine Halle mit 300 qm in Vogelsberg 

zu verkaufen?

Die beiden Pflanzen, die Schreibtischleuchte und der Laserdrucker existieren heute noch.

1997 

Also wieder umziehen – diesmal nach Vogelsberg.

Vieles musste aus Kostengründen selbst gemacht werden (Trockenbau, Fliesen legen, mauern, Fußbodenbeläge und Malerarbeiten).

Die Umbauzeit hatte viele Doppelschichten von Mai bis Oktober erfordert. Die Firma hatte jetzt 150 qm Druckraumfläche und fast noch mal soviel Platz für Layout und Verwaltung. 

Auch investierte CTD-Werbedruck erstmals in einen Ausbildungsplatz für Mediengestalter. 

2001

CTP (Computer-to-Plate) war im Kommen. Viele neue Direktplattenbelichter drängten auf den Markt. Da unser alter Filmbelichter ausgedient hatte, brauchten wir dringend eine modernere Druckformherstellung. Doch die neue Technik war teuer und besaß zu viele Kinderkrankheiten. So entschieden wir uns deshalb für einen modernen Ganzseiten-Filmbelichter. Aber auch dieser benötigte mehr Platz. Ein Anbau sollte die Produktionsfläche verlagern und erweitern.

Unser Schwerpunkt lag auf Folienbeschriftung und fremdgefertigten Druckerzeugnissen, welche bei einem weiteren CDT-Partner in Bernburg gefertigt wurden. Am Anfang versuchte wir es auch selbst mit dem Laserdrucker,… na ja

Die ersten „Offset Erzeugnisse“ 

Diese waren aus heutiger Sicht auch nicht so toll, da die erschwingliche Reprotechnik (Foliedruckplatten) technisch noch nicht so ausgereift war.

Da fehlt doch noch was? Eine Druckmaschine würde doch so vieles leichter machen?

Hier einige Bilder, wie wir damals aussahen sowie das erste Firmenfahrzeug.

Aufgrund der gestiegenen Produktion von folierten Color-Cards wurde eine Kaschiermaschine im A3-Überformat angeschafft. Mit der hauseigenen Veredelung entfielen die langen Fahrten zu einem Dienstleister nach Leipzig. Außerdem erweiterte sich unser Produktspektrum in Sachen Veredelung. Viele kleinere und mittlere Druckereien aus dem Umfeld nutzen seit dem unseren schnellen Kaschierservice.

Im September 2001 wurde endlich eine „richtige“ 4-Farbdruckmaschine in unserem Drucksaal installiert – eine Heidelberg SM52-4.

Zuerst wurde ein Schablonendrucker (Risograph) und eine Schneidemaschine angeschafft. Damit produzierten wir Werbezettel und Amtsblätter in Schwarzweiß. Das Falzen wurde in einer kleinen, befreundeten Druckerei in Erfurt erledigt oder per Hand, wenn die Auflage gering war. Es dauerte aber nicht lange, und wir konnten die erste hauseigene Falzmaschine in Betrieb nehmen, welche in ihrem Kleinformat ordentliche Dienste leistete. Alle Einstellungen wurden per Knopfdruck elektronisch gesteuert. Sie war, was Kleinstformate betraf, die schnellste Falzmaschine die wir je hatten (A7 auf A8 klang wie Maschinengewehrfeuer). 

Im April 1993 war es dann so weit – eine echte Offsetdruckmaschine im A4 Überformat wurde angeschafft. Das gute Stück (ehemals aus Wanfried) wurde aus Erfurt geholt und mit einer halben Palette SD-Papier bezahlt, was wegen eines nicht ausgelösten Auftrages noch am Lager stand. Neben der ersten Offsetdruckmaschine wurde auch die erste Mitarbeiterin angestellt. Jetzt konnte es richtig losgehen. 

Hier die erste Offsetdruckmaschine sowie der „Druckraum“ mit 12 qm.

2003

Es wurde mal wieder eng. Ein weiterer Anbau verlagerte unsere Druckweiterverarbeitung in die „eigenen vier Wände“. Weiterhin wurde eine zweite Schneidemaschine sowie Falztechnik in A2-Überformat angeschafft.

2005 

Der neue UV-Setter von Basysprint löste die analoge Druckplattenbelichtung ab und steigerte damit sichtbar unsere Reproduktionsqualität. CTD-Werbedruck hatte den Anschluss an das Computer-to-Plate-Zeitalter geschafft.

Heute realisieren in Vogelsberg 8 Angestellte und der Chef mit modernster Druckereitechnik qualitativ hochwertige Printjobs auf 740 qm Produktionsfläche.

 

Steffen Reichardt 

CTD